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  • #article #socialmedia #arguments #lang:de #tiktok | Bislang nutzte vor allem die AfD die Videoplattform TikTok als Bühne. Nun, vor den Europawahlen, ziehen die demokratischen Parteien nach. Ist das der richtige Weg? Profile picture for user Julia Witte Julia Witte Veröffentlicht am 15.05.2024 Bild Ausschnitt eines Meinungsbeitrags in der Zeitschrift „Publik Forum“ Bild: Artikelausschnitt aus „Publik Forum“ (Nr. 9), Foto von Digitalcourage Unsere Campaignerin Julia Witte sagt: „Nein!“ Viele Politiker und Politikerinnen haben TikTok bisher gemieden. Aus gutem Grund: Die App weiß, wann und wo die Nutzer welche Videos ansehen. Wahrscheinlich gibt sie die Daten der Nutzenden auch an die chinesische Regierung weiter. 2022 haben TikTok-Angestellte über die App US-Journalisten ausspioniert, die kritisch über den Konzern berichtet hatten. TikTok ist ein Sicherheitsrisiko. Deshalb ist die App auf Diensthandys der EU-Kommission und Teilen der Bundesregierung verboten. Der US-Senat will die App landesweit verbieten, wenn sie sich nicht vom chinesischen Mutterkonzern trennt. Aber es geht nicht nur um Datensicherheit. Nur weil rechtsextremistische Kräfte auf TikTok erfolgreich sind, heißt das noch lange nicht, dass andere Parteien dort ebenso erfolgreich sein können. Denn welche Inhalte Reichweite bekommen und welche nicht, entscheidet der Algorithmus von TikTok. Und der ist nicht auf der Seite von Politik-Machenden, die sachlich und freundlich argumentieren. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung berichtet die Kommunikationswissenschaftlerin Katharina Kleinen-von Königslöw von ihrer Untersuchung politischer TikTok-Videos zur bayerischen Landtagswahl im letzten Jahr. Ihr Ergebnis: Die Grünen hatten bei ihrer TikTok-Kampagne auf positive Emotionen und wissenschaftliche Erkenntnisse gesetzt – mit begrenztem Erfolg. Besonders erfolgreich waren dagegen Negativkampagnen, bei denen jemand abgewertet wurde. TikTok bestimmt die Spielregeln der Plattform, ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Auswirkungen zu nehmen. Das kennen wir schon von anderen Social-Media-Konzernen wie Facebook. Das soziale Netzwerk hatte wissentlich hingenommen, dass seine Empfehlungsmechanismen zu politischer Radikalisierung führen. Twitter galt als wichtige Plattform für politischen Diskurs. Dann wurde sie von einem durchgeknallten Milliardär gekauft und innerhalb von Monaten zerlegt. Wenn Politiker und Politikerinnen ihre öffentliche Kommunikation jetzt auf TikTok verlegen, machen sie ihre Reichweite wieder abhängig von den Launen großer Plattformkonzerne. Diese könnten jederzeit ihre Regeln ändern, wenn mehr Profit oder Marktmacht winken. Wir können uns aus dieser Abhängigkeit befreien, denn es gibt Alternativen, zum Beispiel das »Fediverse«. Das ist ein unabhängiges und dezentrales Netzwerk, das von vielen Organisationen und Ehrenamtlichen aufgebaut wird. Als Digitalcourage setzen wir uns ein für eine lebenswerte Welt im digitalen Zeitalter. Und dafür brauchen wir gute Plattformen, die wir gemeinsam gestalten. Julia Witte schrieb diesen Beitrag für die Zeitschrift „Publik Forum“. Erschienen ist dieser online und im Heft Nr. 9 vom 10. Mai 2024.
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